In diesem Jahr jährt sich das Bestehen des TC Seesen zum 110. Mal. Dies wäre eigentlich ein schöner Anlass für eine Feier, was aufgrund der derzeitigen Unwägbarkeiten aber leider nicht realisierbar ist. Trotzdem soll hier mal ein kleiner Blick in die frühe Historie des Vereins gegeben werden.

Im Jahr 1911 wurde der Tennisclub von ca. 20 interessierten Damen und Herren gegründet. Die ersten Aufnahmen entstanden um 1924. Gespielt wurde auf einem Sandplatz an der Lautenthaler Straße etwas unterhalb der heutigen Tennishalle. Als Clublokal diente die Gaststätte „Grüner Jäger“, der in jüngerer Vergangenheit den „China-Garden“ beherbergt hat. Eine Mitgliedschaft in diesem elitären Verein war seinerzeit nur mit einem Bürgen möglich. Diese „feine Unsitte“ galt übrigens noch bis Ende der 60er Jahre.

Im Jahre 1926 verkaufte die Stadt dem Tennisclub ein Brachland an der heutigen Kurparkstraße. Dort entstanden in Eigenarbeit zwei Tennisplätze, deren Unterbau aus Kohlenschlacke mit einer Deckschicht aus feinem, grauem  Material bestand. Die Straße zwischen Kurpark und Necklenberg wurde seinerzeit von einem Wegwächter betreut. Dieser brachte abends regelmäßig ein oder zwei Eimer Straßenstaub mit, den er an den Rändern zusammengefegt hatte.  Mit diesem Staub wurden dann Platzunebenheiten  ausgebessert. Die mit Kalk gestreuten Linien mussten ständig nachgezogen werden, sodass der Boden im Bereich der Grundlinien am Ende einer Saison mehrere Zentimeter höher war.
Um ein Dach über dem Kopf zu haben, erwarb man ebenfalls 1926 von der Reichsbahn einen Güterwaggon. Er wurde als Umkleide-, Geräte- und Waschraum genutzt. Einige Jahre später wurde dieser Waggon durch eine Veranda ergänzt, um etwas Schutz und Gemütlichkeit zu haben. Die Getränke bewahrte man hinter dem Waggon in einer abschließbaren Kiste im Boden auf.

Für 13 Reichspfennige pro m² verkaufte die Stadt Seesen im Jahr 1938 dann dem Tennisverein das Gelände vor dem heutigen Clubhaus für einen weiteren Platz, den die englischen Besatzungstruppen 1945-46 zusammen mit dem ersten Platz als Reitanlage entfremdeten.
Nach der Grunderneuerung eines Platzes  wurde im September 1947 wieder Tennis gespielt. Tennisbälle waren in dieser Zeit Mangelware. Der Club erhielt vom Kreissportbund jeweils am Mittwoch und Samstag um 15.00 Uhr drei neue weiße Bälle.

In der Zeit 1948-50 richteten die Mitglieder schließlich auch den zweiten Tennisplatz wieder her.
Die 70er fingen recht stürmisch an. Im März und im November 1972 richtet ein Sturm großen Schaden auf der Anlage an. In dieser Zeit gab es aber eine größere Anzahl an Neuzugängen. Das Clubleben wurde zum Mittelpunkt und man traf sich zum Feierabend auf ein Bier oder ein Glas Sekt. Es wurde diskutiert oder Tennis gespielt. Die Kinder übten an der Ballwand und es gab feste Trainingsstunden bei Rudi Boguth, dem legendären Trainer des TC Seesen.
Und man spielte noch, was heute undenkbar erscheint, in „weiß ” – ohne Ausnahme, Diskussion ausgeschlossen. Erst in den 80ern lockerte sich diese „ Doktrin“.  Aber es wurde vorher heiß diskutiert, ob man eine blaue Hose oder ein blaues Röckchen im Spiel tragen durfte.
1976 wurde als letzte große Neuerung  der heutige Platz 6 als Hartplatz mit Flutlichtanlage gebaut; nach 3 Jahren jedoch in einen Sandplatz umgewandelt.

 

Der Verein war in dieser Zeit im Spielbetrieb recht erfolgreich und entwickelte sich zu einem der „Größten ” im Kreis Goslar. Zum damaligen Zeitpunkt zählte der  Club an der Kurparkstraße 370 Mitglieder und war im  Kreis Goslar und Salzgitter der mitgliederstärkste Verein.
Profispieler wie Boris Becker und Steffi Graf verhalfen dem Tennissport in den 80er und 90er Jahren in Deutschland zu „goldenen“ Zeiten in Bezug auf Nachwuchs und Mitgliederzuwachs. So auch beim TC Seesen, als noch bis Anfang der 2000er über 400 Mitglieder in den Reihen des Clubs standen.
In den zurückliegenden 20 Jahren hatte der TC Seesen allerdings, wie auch viele andere Vereine, damit zu kämpfen, einen gewissen „Mitgliederschwund“ zu verkraften und insbesondere stets ausreichend Nachwuchs zu generieren.
Mit einer starken Jugendarbeit, Schultennis und Kindercamps sowie zahlreiche anderen Aktivitäten wie Ausflügen, Rallyes oder Skireisen taten die Verantwortlichen alles, um dem allgemeinen Trend der Abwanderung z.B. zu Trendsportarten wie Golf entgegenzuwirken.
Trotz der sich schnell ändernden „ digitalen“ Welt mit all ihren Möglichkeiten  ist die aktive Ausübung des Tennissports – sowohl für Breitensportler als auch für Ambitionierte – aber auch unser „analoges“ geselliges Vereinsleben im und am Clubhaus aktuell für immer noch über 250 Mitglieder eine der schönsten Sport – und Freizeitbeschäftigungen. Daneben und ohne Übertreibung verfügt der TC Seesen über eine der attraktivsten Tennis-Außenplatzanlagen in der Region!
Wer uns nicht kennt und Lust auf Tennis hat: Sie sind herzlich willkommen! „Schnuppern“ Sie rein, ob groß oder klein.

110 Jahre Geschichte eines Tennisclubs sprechen für sich!